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Dr.med.vet. Barbara Schöning
Hundeverhalten

Kosmos Verlag 2001

ISBN 3-440-08298-9

 

Für Hundeanfänger, Hundefortgeschrittene und Züchter – oder solche, die es werden wollen!
Dieses Buch ist auf sachliche und verständliche Weise eine Art Sprachkurs für Hundehalter. Die Autorin ist Fachtierärztin und Master of Science für Verhaltenskunde bei Haustieren, Sachverständige für „gefährliche Hunde“ und Leiterin der Hundeschule „Struppi & Co“ in Hamburg. Sie schafft es, aktuelles Wissen aus der Verhaltensforschung an Hunden und Wölfen mit vielen praktischen Tipps für den Hundehalter in übersichtlicher Form, ergänzt durch zahlreiche z.T. sehr aufschlussreiche Fotos, in Einklang zu bringen.

So beginnt ihr Buch mit der Verhaltensentwicklung des Welpen: Welche Verhaltensweisen sind genetisch fixiert? Und in wie weit sind Verhaltensmuster abhängig von der Umwelterfahrung? Welche Rolle spielen das Nervensystem und die im Gehirn ablaufenden Differenzierungsprozesse? Wo ist der Unterschied zwischen Prägung und Sozialisation? Klingt das zu wissenschaftlich, zu langweilig? Nein, das ist es nicht! Aber wer eine Fremdsprache lernen will, kommt eben ohne Grammatik und Vokabellernen nicht aus. Zu den praktischen Tipps gleich zu Beginn des Buches gehören beispielsweise folgende Hinweise: Wieso Rotlichtlampen in der Wurfbox nicht eingesetzt werden sollten. Wie der Züchter den Grundstein für die Stubenreinheit der Welpen legen kann. Tipps für den Hundekauf. Aufgaben des Züchters. Hinweise zum Erlernen der Beißhemmung. Der Exkurs in die Verhaltensentwicklung des Welpen endet mit dem Ende der Sozialisationsphase.

Das Kapitel „Arterhaltung oder Egoismus“ beschäftigt sich mit der Frage, warum sich Tiere in bestimmten Situationen so verhalten und nicht anders. Wer glaubt, tierisches Verhalten nur auf „Triebhaftigkeit“ zurückführen zu können, wird hier eines besseren belehrt. Der starre Triebbegriff der 70ger Jahre hat nämlich ausgedient. Welche Motivation liegt einer Handlung zugrunde? Warum muss sich Verhalten lohnen? Was bedeuten in diesem Zusammenhang die Begriffe „Fortpflanzung – Schadensvermeidung – Bedarfsdeckung“? Querverweise machen deutlich, dass dieser Hintergrund auch für unseren Umgang mit Hunden und für das Training von Bedeutung ist.

Im folgenden Kapitel wird das Thema „Rangordnung“ beleuchtet: Warum wird auch in einem Mensch-Hund-Rudel immer eine Rangordnung etabliert? Und wie wird diese Rangordnung etabliert? Was sind individuelle Rangbeziehungen? Und was versteht man unter rangzeigenden Verhaltensweisen? Wie können die Attribute des Alphatieres aussehen? Welchen Einfluss auf die hierarchische Struktur hat der Zugang zu Ressourcen? Wieso können Eltern den Kindern nicht eine Rangposition gegenüber dem Hund zuweisen? Viele Fragen, viele Antworten!

Ein weiteres wichtiges Kapitel beschäftigt sich mit der „Kommunikation“: Wie funktioniert sie? Wie werden Signale erlernt? Welche Signale olfaktorischer, taktiler und akustischer Art gibt es? Worin besteht der Zusammenhang zwischen sozialer Kommunikation und Hierarchie? Wie erfolgt ein Informationsaustausch? Auch in diesem Kapitel gibt es eine Reihe nützlicher Tipps für den Hundehalter. So erfährt man beispielsweise, warum die „Alpharolle“ (das auf den Rücken Werfen des Hundes) keine geeignete Strafmaßnahme ist, ebensowenig wie das „Nackenfellschütteln“. Und was läuft da eigentlich ab, wenn sich auf dem Spaziergang zwei fremde Hunde begegnen? Welche Verhaltenssequenzen kann man dabei beobachten?

Und noch ein wichtiges Kapitel: „Aggression“. Was ist das überhaupt? Wie können Deeskalationsgesten aussehen? In welchem Zusammenhang stehen Angst und Aggression? Welchen Einfluss haben Erbsubstanz und Zucht? Kastration von Rüden oder Hündinnen als Therapie? Was versteht man unter erlernter Aggression? Natürlich gibt es auch in diesem Kapitel wieder praxisnahe Hinweise für den Hundehalter: Warum sind beruhigende Worte des Besitzers gegenüber seinem aggressiven Hund ebenso falsch wie Schimpfen? Wie kann der „schlaue“ Mensch den Aggressionskreislauf unterbrechen?

Das Buch endet mit „Tipps zu generellen Trainingsgrundlagen“, einer knappen Zusammenfassung dessen, was man unter dem inzwischen auch in vielen Hundeschulen benutzten Begriff vom „Nabel-der-Welt-Training“ versteht. Auch wenn in vielen Fällen das Lesen eines Buches nicht ausreichend ist, so wäre doch schon viel gewonnen, wenn Hundehalter wenigstens diese kurze Zusammenfassung verinnerlichen würden ...


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